Krankenkassenwahnsinn 2025 – Sollte ich nicht doch mal in die private Krankenkasse wechseln?
19.04.2025
Vor ein paar Tagen lag er in meinem Briefkasten – der neue Krankenkassenbescheid. Neben Briefen vom Finanzamt zählen Briefe von der Krankenkenkasse für mich eher zur Kategorie no news is good news.
Wie erwartet wurde mir mein neuer Mitgliedsbeitrag präsentiert.
1.070 € monatlich für Krankenkasse und Pflegeversicherung.
Bravo – für die gleiche Summe könnte ich mir auch eine zusätzliche 2 Zimmer-Wohnung leisten (die ich natürlich nicht brauche). Wo ist die Verhältnismäßigkeit?
Doch irgendwie war ich darauf vorbereitet. Was ich jedoch nicht auf dem Schirm hatte: Die Bemessungsgrenzen haben sich in den letzten Jahren ordentlich verschoben. Mir war also klar, dass ich oberhalb der Maximalgrenze liege, aber nicht, dass die Maximalgrenze im Jahr 2025 im Vergleich zu 2022 mal eben ca. 1.000 € mehr beträgt, nämlich rund 5.500 € monatlich.
Mein letzter Kenntnisstand belief sich auf ca. 4.500 €. Demnach ging ich davon aus, dass mein monatlicher Beitrag irgendwo bei 800 € rumgurken wird. Nichts da. Durch die Verschiebung der Grenze komme ich jetzt - wie geschrieben – bei 1.070 € raus.
Diesen Betrag kann ich immer noch nicht nachvollziehen. Aber das steht leider nicht zur Debatte. Zumindest nicht in solch einem Solidarprinzip wie dem deutschen Krankenkassensystem.
Trotzdem war es Zeit für einen Wechsel
Nachdem zum Jahreswechsel auf 2025 so gut wie alle Krankenkassen ihren Zusatzbeitrag (enorm) angehoben haben, fand ich, es ist mal wieder an der Zeit, sich einen Überblick über den Markt zu verschaffen.
Kurz zur Erklärung: Der Mitgliedsbeitrag für die gesetzliche Krankenkasse setzt sich aus einem festen Teil (= 14,6 % bzw. 14,0 % bei ermäßigtem Beitragssatz) und einem von Krankenkasse zu Krankenkasse individuellen Teil (= Zusatzbeitrag) zusammen.
Da meine bisherige Krankenkasse ihren Zusatzbeitrag von 0,98 auf 2,19 % anhob, dachte ich mir, die können mich mal. Es ist Zeit, zu wechseln.
Die Food Truck Businessplan-Vorlage
Aber leider brachte meine Recherche nicht das gewünschte Ergebnis.
Bei meinem letzten Krankenkassenwechsel (ich habe in meinem Leben schon fünfmal gewechselt) betrug der Unterschied zur zweitgünstigsten Krankenkasse gerade einmal 0,2 Prozentpunkte. Ich hatte also damit gerechnet, eine Kasse zu finden, die - ausgehend von alten Zusatzbeitrag meiner aktuellen Krankenkasse - irgendwo bei maximal 1,2 % rumdümpelt.
Stattdessen lag der günstigste Zusatzbeitrag, den ich finden konnte, bei 1,84 %.
Nichtsdestotrotz habe ich den Wechsel vollzogen. Ist am Ende des Tages auch Geld. Die Kassenleistungen sind überall gleich, wenn man wie ich keinen Wert auf den ganzen Zusatz-Hokuspokus mit Heilpraktikern und Co. legt.
Sind die hohen Krankenkassenbeiträge überhaupt gerechtfertigt?
Was mich an der ganzen Thematik Kranken- und Pflegeversicherung abnervt: Ich bin jung, gesund und gehe extrem selten zum Arzt. Nicht, weil ich mich davor drücke, sondern weil ich keinen Bedarf habe. Mal zum Impfen, mal zum Zahnarzt und sollte mich mal irgendein Virus erwischen, mit dem ich nicht mit den üblichen Pharmazeutika zurechtkomme.
Das wars dann aber auch schon wieder. Das macht vielleicht zwei bis drei Arztbesuche pro Jahr aus. Findest du dann 12.000 € pro Jahr gerechtfertigt?
Ich nicht.
Ich zahle monatlich einen beachtlichen Betrag in das System ein – ohne eine Gegenleistung zu erhalten. Natürlich verstehe ich das Solidarprinzip und dass es wichtig ist, eine funktionierende Gesundheitsversorgung für alle zu gewährleisten.
Aber wenn ich mir die stetig steigenden Beiträge und Bemessungsgrenzen ansehe, frage ich mich schon, ob das Verhältnis zwischen Kosten und Nutzen noch gerecht ist. Vor allem, wenn man bedenkt, dass viele Leistungen, die man eventuell dann doch mal braucht, extra bezahlt werden müssen oder nur zu einem Teil übernommen werden.
Brauche ich überhaupt eine Krankenversicherung?
Manchmal fragt man sich ja in all dem Beitragsfrust: Könnte ich nicht einfach ganz auf eine Krankenversicherung verzichten?
Die klare Antwort: Nein.
In Deutschland herrscht eine allgemeine Krankenversicherungspflicht. Das bedeutet, jeder – ob angestellt, selbstständig oder nicht erwerbstätig – muss krankenversichert sein. Entweder gesetzlich oder privat. Das ist seit 2009 so.
Was genau "passieren" kann, wenn man sich dafür entscheidet, keine Krankenversicherung zu haben, erklärt dir die Verbraucherzentrale bzw. dieses Kurzvideo des Hessischen Rundfunks.
Also … keine Krankenversicherung zu haben ist definitiv keine Lösung.
Die Beitragsbemessungsgrenze und ihre Auswirkungen auf Selbstständige
Besonders bitter ist es für diejenigen, die nur knapp über der Beitragsbemessungsgrenze liegen. Diese wurde mittlerweile auf gut 5.500 € monatlich angehoben.
Das bedeutet, dass Gutverdiener einen immer größeren Teil ihres Einkommens an die Krankenkasse abgeben müssen. Ich persönlich zahle inzwischen satte 1.070 € monatlich für die gesetzliche Krankenversicherung und Pflegeversicherung. Eine Summe, mit der ich einiges mehr anzufangen wüsste, als sie in eine Versicherung zu stecken, die ich sehr selten in Anspruch nehme. Vor allem nicht in dem Ausmaß, das mir dafür eigentlich zustünde.
Da drängt sich einfach die Frage auf, ob dieses System noch fair und tragbar ist? Ok, fair ist es nicht, so viel steht fest. Tragbar – vermutlich ja. Und irgendwie im Rahmen einer zunehmend alternden Gesellschaft womöglich auch schwer anders umsetzbar.
Dennoch bin ich der Meinung, es wäre längst überfällig, dieses System zu überarbeiten. Dazu habe ich mir ein paar Gedanken gemacht …
Starte erfolgreich ins Streetfood Business
mit der Food Truck Formel
Zwei Vorschläge für mehr Fairness
Um das System gerechter für Selbstständige und junge, gesunde Beitragszahler zu gestalten, könnten verschiedene Ansätze diskutiert werden:
Rabatte für Wenignutzer
Wer nachweislich kaum Gesundheitsleistungen in Anspruch nimmt, könnte von einem Bonussystem profitieren, das niedrigere Beiträge oder Rückerstattungen ermöglicht.
Der Haken daran: Manche könnten dazu animiert werden, trotz ärztlichem Hilfebedarf nicht zum Arzt zu gehen.
Lösen ließe sich dies aber relativ einfach: In bestimmten Intervallen zum Arzt gehen, um bestimmte Checks durchzuführen. Sind diese Checks abgearbeitet und wird zusätzlich eine bestimmte Anzahl an Arztbesuchen / Behandlungen nicht überschritten, erhält das Mitglied rückwirkend einen satten Rabatt auf seinen Beitrag.
Dieser Ansatz reduziert sowohl für das Mitglied als auch für die Krankenkasse das Risiko, dass schwerwiegendere Krankheiten übersehen werden, was in beiderseitigem Interesse stehen dürfte. Gleichermaßen wird dem Hypochondertum vorgebeugt und die Mitglieder rennen nicht mehr wegen jedem Schnupfen zum Arzt. Davon profitiert insbesondere die Krankenkasse.
Copy-Paste der normalen Versicherungsanbieter und PKVs
Sicher hast du ein paar mehr Versicherungen abgeschlossen als deine Kranken- und Pflegeversicherung. Und mit großer Bestimmtheit ist dir dabei ausgefallen, dass du beim Abschluss dieser Versicherungen eine Wahl hattest. Eine Wahl bezüglich des Leistungsumfangs der Versicherung.
Meist gibt es drei Modelle: den Basis-Tarif, den Plus-Tarif und den Premium-Tarif. Logischerweise richtet sich der Beitrag nach dem jeweiligen Leistungsumfang. Das heißt, der Basis-Tarif ist günstig, deckt aber nur das Nötigste ab. Der Plus-Tarif kostet mehr, bietet dafür aber auch mehr. Und der teuerste Premium-Tarif ist sozusagen das Rundum-Sorglos-Paket.
Aber nicht nur Versicherungsunternehmen aus anderen Branchen haben solche Tarif-Modelle, sondern auch die privaten Krankenversicherungsunternehmen.
So.
Die bewährte Methode:
Wissen aus dem Buch
Wieso zum Teufel hat noch nie jemand bei der gesetzlichen Krankenversicherung über solch ein einfaches Modell nachgedacht, um es fairer zu gestalten?
Wieso funktioniert das bei allen Versicherungen, aber nicht bei der gesetzlichen Krankenversicherung?
Es wäre so einfach.
Sagt ja niemand, dass wenn sich jemand nur für den Basis-Tarif entscheidet und irgendwann mal eine Premium-Tarif-Behandlung nötig wäre, man nicht auch in den teureren Tarif wechseln müsste.
Das wäre immer noch fairer als von Anfang an pauschal von allen abzukassieren.
Wenn dann nicht genug zusammenkommt, um den Laden am Laufen zu halten …
Tja … dann könnte man endlich daran anknüpfen, Steuergelder sinnvoll zu nutzen. Keine Angst, ich bin kein Dauermeckerer, was Steuergelder anbelangt. Aber wer noch ein bisschen Nachhilfe benötigt, wie sinnlos Steuergelder verprasst werden, der darf sich gerne auf dieser Seite inspirieren lassen.
Soll ich nun doch in die private Krankenversicherung wechseln?
Eine Frage, die sich viele Selbstständige in dieser Situation stellen: Wäre ein Wechsel in die private Krankenversicherung (PKV) die bessere Alternative?
Für Gutverdiener und Wenignutzer kann die PKV durchaus attraktiv sein. Die Beiträge orientieren sich nicht am Einkommen, sondern am individuellen Risiko und gewählten Leistungsumfang. Wer jung und gesund ist, kann deutlich weniger zahlen als in der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV).
Allerdings birgt die PKV auch Risiken: Die Beiträge steigen im Alter oft deutlich an, Familienangehörige müssen separat versichert werden, und ein späterer Wechsel zurück in die GKV ist – wenn überhaupt – nur unter strengen Bedingungen möglich. Zudem erfordert die PKV meist ein hohes Maß an Eigenverantwortung und finanzieller Planung für das Alter.
Der leider verstorbene Vater meiner Lebensgefährtin hatte mir immer gepredigt: "Wechsle niemals in die private Krankenversicherung!"
Er hatte beruflich damit zu tun. Er war ein erfolgreicher Chirurg, der seit seinem 20. Lebensjahr unter einer schweren Krankheit litt. Irgendwann – ich weiß nicht genau, wann – zwang ihn seine Krankheit dazu, den Chirurgen-Beruf an den Nagel zu hängen. Von da an erstellte er aufgrund seiner Expertise Gutachten für Krankenversicherungen, die als Basis für Kostenübernahmeanträge dienten. Er wusste bezüglich der Kosten für Kassenleistungen und Versicherungsbeiträge also bestens Bescheid. Und er riet mir eben, niemals in die PKV zu wechseln. Auch auf meine Nachfrage "Auch wenn ich den Höchstbeitrag zahlen muss? Das sind ja dann 800 € oder mehr pro Monat …" hin, entgegnete er: "Auch dann nicht!"
Das letzte Mal, als wir darüber sprachen, ist nun ein paar Jahre her.
Seitdem haben sich, wie eingangs erwähnt, die Beiträge der gesetzlichen Krankenversicherung deutlich erhöht.
Und das bringt mich nun wieder ins Grübeln.
Für mich persönlich ist die PKV aktuell ein Gedankenspiel wert, aber ich bin noch unentschlossen.
Es ist eine Entscheidung, die ich mir gut überlegen muss, für die ich mir Zeit nehmen muss und über die ich vollständig aufgeklärt werden muss. Mit all ihren Vorteilen und Tücken.
Aber wenn es ein Versicherer schafft, mir das plausibel darzulegen, ohne dass ich selbst alle Eventualitäten recherchieren und durchrechnen muss, bin ich definitiv nicht mehr von einem Wechsel in die private Krankenkasse abgeneigt wie noch vor einigen Jahren.
Das Food Truck Business hält mehr für dich bereit als nur zwischen
Mittagstisch und Festival zu pendeln
Ähnliche Beiträge:
Warum du als Food Trucker mehr verdienen musst als "zum Leben reichts"